Mayr/Fischer - Genrebilder aus dem Oriente - 1845

MERETSEGER BOOKS

V O R W O R T.

Seit der lange unterbrochene Verkehr zwischen Morgenland und Abendland wieder geoffnet 1st, haben Reisebeschreiber und Ktinstler vielfach und mit Gluck versucht, das neu erwachte Interesse an orientalischen Zustlinden bei uns zu !liftmen mid zu heben. Mit einigen Ausnahmen sind jedoch ihre Gemalde als allzu getreue Copieen des nur einmat vortibergehend Gesehenen und Erlebten in einem Grade einseitig, class hating der bezweckte Haupteindruck darunter leidet. W i r d z. B. eine Figur,,an welcher ausser lung mid Kleidung auch die gewohnliche Beschaftigung und Umgebung von Wichtigkeit ist, ohne dieselben hingestellt, so erhalt der Beschaner,,dessen Einbildungskraft i n viel ilberlassen bleibt, nur em halbes , oft auch em falsches Bild. D i e denen es miter besonders ganstigen Umstanden vergtinnt war, das Leben und Treiben der Orientalen alter Stande lOngere Zeit und genan in beobachten, haben in den nachfolgenden Darstellungen gesucht, em allgemeineres Bild von dem htiuslichen und Uffentlichen Leben der gegenwirtigen Bewohner von Landstrichen zu entwerfen, an welche sich so ergreifende geschichtliche Erinnerungen kniipfen. Es ist bekannt, wie starr der Orientate an der Weise seiner \Tater halt, und wie unzuganglich er sich zeigt fiir fremde destoweniger haben die heutigen Bewohner Aegyptens, Eindringlinge mid Eroberer,,die uralten Gebrauche und die Lebensart drtickten fast vollstAndig angenommen; es miichte scheinen ausob diese Sitten und Gebrituche an dem Boden welt mehr als in natur hafteten. N o r den neuesten mit Zwang eingeflihrten und daher wenig Dauer versprechenden Verbesserungen wurde das Feld bestellt und Handthierung getrieben, wie zur Zeit, da das hunderfthorige Theben die Gruber seiner Kiinige mit Scenen aus dem taiglichen Leben ausschmtickte, und da Israel emnKnecht und Gast war in Gosen. M i t Ausnahme der religiUsen Gebrauche und derer die damit nahe i sammenhalngen, entspricht das hausliche Leben der heutigen Orientalen ganz den Schilderungen, die uns in der Heiligen Schrift und in den Proffitt - Scribenten des Alterthums hinterlassen sind. D e r Leser der arabischen Erzithlungen von Tausend mid Eine Nacht Dichtungen tIndet such ziemlich unvertindert wieder die ganze Scenerie, die ihm daselbst vorgefiihrt Die folgenden Bigler sind am einer grossen Anzahl von an Ort mid Stele selbst aufgenommenen Skizzen componirte Bilder,,deren Originate, i n Oel gemalt, sich griisstentheils in der Gemalde-Gallerie Seiner Majestllt des Kiinigs von Wurttemberg belinden; der Text ist grtisstentheils eigene Erfahrung des Verfassers mid den gediegensten Quellen , namentlich: „Lanes Manners and Costumes o f the modern Egyptiens"

H. v. DR.S.

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